Ruhe und Klarheit in der Kreuzkirche

Rückblick auf die Ausstellung “FORMEN WEITEN - Farbe und Stein”

"Am Freitagvormittag bin ich nochmal kurz nach Nürtingen gekommen, wollte mir die Ausstellung anschauen. Schnell von einem Termin kommend, der nächste wartete schon, ich gerade noch am Telefon (komplizierte Terminkoordination der Akademieausstellung), als ich die Treppen zum Dachgeschoss hochschnaufte. Und dann betrat ich diesen Raum und stand einfach nur da, inmitten der Kunst:

 Ins Dunkel atmende Farbaquarelle, geschmeidige friedvolle Steinobjekte. Es ist, als ob sie einen Ort außerhalb der Welt entstehen lassen, zumindest außerhalb der Welt, aus der ich gerade angeschnauft kam.

 Und es kam eine große Ruhe über mich, wie ein Frieden."

Mit diesen Worten seiner sehr passenden Rede eröffnete Dr. Tobias Wall die Ausstellung "FORMEN WEITEN - Farbe und Stein". Ich nutze diesen Moment der Eröffnung auch jetzt, um auf die Ausstellung zurückzublicken, denn er beschreibt wunderschön die Wirkung, die Edda Jachens und ich mit unseren Werken erzielen wollten und erschaffen haben. Es war genau die Atmosphäre im Raum, die wir uns bei der Vorbereitung vorgestellt hatten.

Im Weiteren zitiere ich aus der Rede von Dr. Tobias Wall: “Meine Damen und Herren, wie schön doch die Skulpturen von Monika Majer mit den Aquarellen von Edda Jachens zusammenwirken. Komisch eigentlich, denn unterschiedlicher könnten künstlerische Positionen kaum sein. Monika Majer ist Steinbildhauerin, aber eine Steinbildhauerin der ganz besonderen Art. Sie formt den Stein nicht nur, sie beseelt ihn. Eigentlich verbindet man Stein mit Schwere, Härte, er ist eher abweisend. Und bei Bildhauerei denkt man an grobes Klopfen, Dreck und Krach. Bei Monika Majer ist das anders: sie verwandelt den Stein in etwas Leichtes, Nahbares, Unbeschwertes, versetzt ihn in geduldiger, fürsorglicher Formung in fließende Bewegungen, lässt ihn Schweben. Ahnungen von organischen Formen stellen sich ein, von Fischen, Wellen, Vögeln, Samen, Schoten. Ein Objekt lächelt sogar. Die Oberflächen sind ganz fein gearbeitet, man möchte sich an die Werke schmiegen, sie streicheln und berühren.“

“Auf jeden Fall spürt man, dass diese Arbeiten nicht aus einem abstrakten, technischen Formwillen entstanden sind, sondern von anderen Kräften geformt wurden. Diese Werke sind ganz und gar eingebettet in ein kosmisches Gefühl für die Welt und die Natur. Sie scheinen nicht entstanden aus der Suche nach einer Form, sie bringen Formen hervor, die wie aus Urzeiten immer schon da und tief im Stein verborgen waren und nun von Monika Majer in großer Sorgfalt entborgen werden. In einem Prozess, der mehr mit Spüren, Denken und Horchen als mit Hämmern und Klopfen zu tun hat.“

“Tatsächlich ist Monika Majer nicht nur Bildhauerin, sondern auch Philosophin. Ihr künstlerisches Tun ist eng verwoben mit ihrem Denken und Meditieren über die Welt und ihre Rolle als Gestalterin. Jedes einzelne ihrer Werke begleitet sie mit allerfeinsten Gedanken, Sätzen und Gedichten. Noch kurz vor dieser Ausstellung hat mir Monika Majer eine Nachricht geschickt, in der sie mir ihre Gedanken zu den hier ausgestellten Werken mitteilt:

Über die Skulptur hier neben mir schreibt sie:
schlicht gelassen
Leitgedanke: „Der Fluss fragt nicht, ob sein Lauf schöner ist als der des Baches.“

die jetzt lächelt
Leitgedanke: „Unbeschwertheit ist der stille Luxus, sich selbst zu genügen.“

besänftigt
Leitgedanke: „Es braucht Mut, leicht zu bleiben, wo Schwere gewohnt ist.“

“Und je länger ich mich in dieser Ausstellung aufhalte, mir Gedanken mache über die Künstlerinnen und ihr Tun, dämmert mir, woher die Ruhe kommt, die hier waltet. Ja, es ist die sinnliche kraft, die von diesen Werken ausgeht, ihre Schönheit und Tiefe. Aber es ist mehr als das: die Ruhe und Kraft kommen von den Künstlerinnen selbst. Eine in sich ruhende Kraft, die nicht nur getragen ist von langjähriger künstlerischer Erfahrung, sondern von Lebenserfahrung, die in diesen Werken zum Ausdruck kommt. (…) Monika Majer und Edda Jachens sind auf diesem Weg schon weiter, sie haben in eine Gelassenheit und Ruhe gefunden, die ihr Werk ganz erfüllt.

Ja, die Neugierde bleibt, die Offenheit und Erwartung auf das Neue. Aber es ist kein rastloses Suchen mehr, sie ist getragen von einer inneren Gewissheit, wie Monika Majer mir ihn ihrer letzten Nachricht geschrieben hat:

„Innere Gewissheit beschreibt eine tiefe, gefühlte Überzeugung, die über bloßes Nachdenken hinausgeht.
Sie entsteht aus dem Zusammenspiel von kognitiver Bewertung, körperlicher Resonanz und praktischer Erfahrung.
Diese Gewissheit ist keine naive Sicherheit, sondern eine fundierte Verlässlichkeit,
die auf gelebten Erfahrungen und einem integrierten Orientierungssinn beruht
und unsere Entscheidungen leitet.““

Susanne Ackermann, die Kulturamtsleiterin von Nürtingen, brachte diese Stimmung in ihrem bewegenden Dankesbrief auf den Punkt:

"Wir haben viel darüber gesprochen, wie viel Ruhe und Klarheit in der Ausstellung spürbar war. Zugleich war aber auch die gesamte Organisation so selten von ruhiger Professionalität und Verlässlichkeit geprägt wie in der Zusammenarbeit mit Ihnen beiden."

Mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher konnten sich selbst von dieser besonderen Atmosphäre überzeugen. Einige Eindrücke ihrer Gedanken teile ich hier in Auszügen aus unserem Gästebuch:

"Eine wunderbare, in der Tiefe berührende Ausstellung! Danke!"

"Eine ehrliche Verzauberung!"

"Wunderbar!"

"Eine sehr schöne Ausstellung. Deine Formen sind einfach herrlich!"

 "Was für eine schöne, ruhige Ausstellung. War schon 3x da."

 "Ich bin sehr beeindruckt. Anschauen in Ruhe tat gut."

 "Eine sehr schöne und meditativ beeindruckende Ausstellung, bin begeistert!"

 "Beeindruckend,
die Steinarbeiten leben,
die Farbspiele wirken,
die wunderschönen Gebälke
geben den Rahmen."

 "Leichtigkeit im Schweren.
Ich sehe das Meer,
spüre die Wellen - Stein.

Sehr schön, Danke.
Farben, um mich zu versenken."

 "Eine wunderbare Ausstellung, Glückwunsch!"

 “Vielen Dank für eine sehr beeindruckende Ausstellung; für Malerei und Skulpturen ist ein hohes Maß an Sorgfalt und emotionaler Tiefe erforderlich, die beim Betrachtenden angekommen."

 "Ich bin begeistert und freue mich an so gut zusammen harmonisierenden Werken."

So möchte ich zum Schluß ein großes DANKE sagen:


* zuallererst an Edda Jachens für die feinsinnige und feinstimmige Zusammenarbeit
* an das Kulturamt der Stadt Nürtingen für die professionelle, fundierte und verlässliche Organisation und Begleitung der Ausstellung mitsamt allen Begleitveranstaltungn - Danke Frau Körner und Frau Ackermann, Danke an die Hilfen beim Auf-und Abbau, Danke an alle Aufsichtsführenden während der Ausstellungsdauer!
* an Dr. Tobias Wall für die Begleitung der Vorbereitungen und die tiefsinnige, passende Einführungsrede
* an Janine Eick für einige der Fotografien
* an meinen Liebsten im Hintergrund

Und natürlich und vor allem ein großes DANKESCHÖN an alle, die die Ausstellung besucht haben, die beim KunstDialog und beim KunstSnack dabei waren und mit ihren Fragen und Gedanken den Raum erweitert haben.

 
Denn Formen sind nicht starr,
sie wandeln sich.
Und Weite ist nicht fern,
sie beginnt im Inneren.
— Monika Majer
 

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